Am 13. Dezember "feiern" wir vor der Brandruine des Alt Telliner Megastalls zur Erinnerung an fast 60.000 vernichtete Sauen und Ferkel Weihnachten und haben immer noch mehr Fragen an Landwirtschaftsminister Backhaus/ Pegel, an das Staatl. Amt f. Landw./ Umwelt (StaLU), an den Kreistag, an das Verwaltungsgericht Greifswald und die Staatsanwaltschaft Stralsund als GUTE Antworten.
In wenigen Tagen ist Weihnachten. Wie schnell die Zeit vergeht,
mag man da mal wieder denken...
Zeit - heutzutage fast nur noch der Begriff für eine Strecke von A nach B.
A war für viele hier im März am 30.
Da brannte es plötzlich, aber von Fachkundigen und Anwohnern nicht unerwartet, am Rand der Gemeinde 17129 Alt Tellin, Mecklenburg-Vorpommern lichterloh.
Die Ferkelfabrik mit 9.000 Sauen und 50.000 Ferkeln, verteilt auf 18 Lagerhallen aus Blech und Dämmstoff der LFD-Holding, bzw. Terra Grundwerte AG aus der Schweiz, stand an zwei Stellen gleichzeitig in Flammen.
Ab kurz nach 9 Uhr war ich vor Ort und machte mit meinem Smartphone erste Videos und Bilder, denn ich wusste, dass dieser Vorgang unbedingt dokumentiert werden muss. Zum einen für die Nachwelt, damit sie irgendwann mal begreift, was "moderne Landwirtschaft" in Wirklichkeit war, zum anderen um Beweise zu sichern, denn wer die Arbeitsweise der Agrarindustrie, der Finanzindustrie und der Politikindustrie kennt weiß, dass das Ereignis als unpassend für den laufenden Betrieb erachtet wird und dass man gerne so etwas schnell zu den Akten legen möchte, bzw. wie hier das Ganze zügig unter den glyphosatbelasteten und gülletriefenden Ackerteppich kehren möchte. Denn die Fleischindustrie ist seit Corona massiv in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Schlechte Arbeitsbedingungen, miese Bezahlung und Unterbringung des Personals, Tierqual, Profitgier, viel zu viel Gülle, Antibiotikaresistenzen, die Afrikanische Schweinepest, der Aufwand zu deren Eindämmung und schließlich das Produkt "Billigfleisch" selbst, lassen alle Dämme der Vertuschung und des nicht so gerne darüber Redens brechen.
Deutlich sind auf dem Bild die grauen verbrannten Kadaver der Tiere zu erkennen. Insgesamt sind es 2.000 Tonnen. Politik und Agrarindustrie fahren diesen Fleischberg als Sondermüll zu Sondermülldeponien, da er mit Giftstoffen des abgebrannten Gebäudes vermischt ist.
Ich erinnere mich an eine Freiwillige Feuerwehr, die dem brennenden Inferno nicht gewachsen war. Das muss sie auch nicht, denn normalerweise besitzen Industriefabriken eine eigene Werksfeuerwehr, die nicht erst mühsam im Großflächenland und dünn besiedeltem MV zusammen gesammelt werden muss.
Aber Besitzer und Eigentümer von gigantischen Schweinefabriken, sei es wie in Alt Tellin eine "Sauenzuchtanlage" oder in Medow eine "Mastfabrik", müssen sparen und können sich weder eine Werksfeuerwehr leisten, noch können sie besonders viel Wert auf den Brandschutz an sich geben, der nach eigener Aussage massiv den Profit schmälern würde.
"Die Politik" in Form eines Landwirtschaftsministers, eines Wirtschaftsministers und sogar des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt (StaLU), hat da Verständnis, wenn der Betreiber, der damals noch Straathof hieß als das Unglück los ging, endlich loslegen will, um mit Schweinefleisch den globalen Markt zu fluten um reich zu werden. Straathof war da schon "Baron", aber solche Leute wollen eben Kaiser spielen.
Ich finde, dass zukünftig die Freiwilligen Feuerwehren, beim Notruf einer Tierfabrik, ablehnen sollten. Sie sollten nicht länger den Kopf hinhalten und ihre Gesundheit ruinieren für ein Geschäftsmodell, dass mittlerweile von Fachleuten als Wirtschaftskriminalität erachtet wird.
Dem Größenwahn Straathofs setzte allerdings ein deutsches Gericht ein Ende, als es 2014 Straathof wegen unsäglicher Tierqual ein Berufsverbot in ganz Deutschland verpasste. Der Jubel der engagierten Anwohner, Tierschützer, Agrarkritiker ebenfalls in ganz Deutschland, war aber nur kurz, denn flugs wurde eine LFD-Holding zur Weiterführung der Betriebe eingesetzt und der ganze Bestand als Gesamtpaket auf den Markt geworfen, bei ungebremster Fortsetzung der Produktion.
2020 schlug dann die dubiose "Terra Grundwerte AG" zu, eine Aktiengesellschaft aus der Schweiz, die mit allem möglichen Geld macht. Auf Google-Maps findet man unter dem Impressum allerdings noch nicht mal einen Briefkasten, sondern nur eine Wiese, was natürlich eine nicht ungünstige Anschauung für "Grundwerte" ist. Leider war auf ihrer Wiese in Alt Tellin Europas größte Ferkelfabrik mit einem jährlichen Ausstoß von ca. 250.000 Ferkeln. Der Ort ist (noch nicht abgeschlossene) Geschichte, so wird er bis heute von einer Spezialfirma "zurück gebaut" und das dicke Ende kommt noch.
Der Schaden wird mit 40.000.000 Euro beziffert. Diese Summe gilt es nun von der Versicherung zu bekommen, was wohl nicht so einfach ist. Hier könnte ein erster Hinweis darauf sein, dass bis heute die Brandursache "noch nicht geklärt" (Staatsanwaltschaft-Stralsund) ist. Dieser Bericht des NDR meinte im Juli diesen Jahres, dass die Klärung dazu wohl noch bis September dauere. Heute über acht Monate später im Dezember kann man nur noch den Kopf schütteln. Möglicherweise läuft im Hintergrund ein Rechtsstreit zwischen der LFD-Holding und dem Versicherer? Ein externer Brandgutachter meinte dazu, dass dies durchaus gängige Praxis sei und sich die Aufklärung daher ziehe.
Zur "Komplikation" bezüglich der Brandursachenermittlung entwickeln sich zunehmend hochinteressante Gedanken von Menschen, die einen umfassenderen Blick auf die Agrarindustrie, sogar auf alle Industrien haben. Es scheint sich um ein
Konzept zum Zeitgewinn zu handeln. Zeitgewinn für alle Beteiligten und Verantwortlichen am Irrsinn Massentierhaltung der Agrarindustrie, aber auch in allen anderen Industriebereichen.
Dieses sieht wohl folgendermaßen aus: Der Ermittlung liegen zuerst diverse Vermutungen inne: War es vorsätzlich? War es fahrlässig? War es Zufall? War es eine höhere Macht? Vorsätzlichkeit, also Brandstiftung wurde bereits früh ausgeschlossen, was für die Betreiber eigentlich dumm ist, denn es offenbart einiges. Also heißt es, es ist eben so passiert. Das "eben so" hat aber Sprengkraft in sich, denn es bedeutet, dass weder etwas mit dem Brandschutzkonzept der Fa. Straathof/ LFD-Holding stimmen kann, noch mit der dazugehörigen 99 Seiten langen Genehmigung der Genehmigungsbehörde StaLU. Auch gerät hier Straathof-Freund (alter und neuer) Landwirtschaftsminister MV Backhaus, seit 23(!) Jahren im Amt, in ein schlechtes Licht, der einst Straathof über eine "Landgesellschaft/LGMV/LMS" direkt nach Alt Tellin zum Bürgermeister gekarrt haben soll. Bis hier wird es also schon mal politisch.
Des weiteren zeigt das "eben so" auch und das ist eigentlich unschlagbar, dass "Ställe" (Industrien verniedlichen gerne sprachlich den Wahnsinn) solchen Ausmaßes überhaupt nicht genehmigungsfähig sind. Hier kommt das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt ins Spiel, dass damals die Anlage genehmigte und sich seit 2017 als beklagte staatliche Behörde vor dem Verwaltungsgericht Greifswald verantworten muss. Seit 2017? Vier Jahre VOR dem Brand, der vermutet wurde? Ja, genau. Denn dem Kläger BUND MV und der ortsansässigen Bürger/innen-Initiative Alt Tellin war schon seit 2007 klar, dass der Komplex irgendwann in die Luft fliegen würde. Denn, und das weiß man nun auch immer mehr: Fabrikanlagen der Massentierhaltung sind tickende Zeitbomben! Das ist keine Übertreibung. Während meiner Begleitung dieser Webseite seit 2016 und meiner Recherche, stieß ich andauernd auf Nachrichten von Stallbränden, sogar welchen, ebenfalls von Straathof. Hier mal 20.000 verbrannte Schweine und dort mal welche. Selbst nur fünf Tage nach dem Inferno von Alt Tellin brannte es am Ostersonntag schon wieder in Sachsen-Anhalt. Hier verendeten "nur" 2.000 Schweine. Eine sehr gute Recherche dazu bietet Stefan Stein, der Brände in Deutschlands Agrarindustrie dokumentiert. Kurioserweise wurde der Prozess trotz Klärungsbedarfs des Richters bis heute nicht weiter fortgesetzt. Er wurde genauer gesagt ignoriert, manche sagen verschleppt. Es heißt aber auch "Gerichte seien überlastet" und das führt zu einem vorläufigen Fazit bei ca. 6 Bränden in deutschlands "moderner Landwirtschaft" TÄGLICH:
In unserem Staat gibt es massive Kräfte. Eine davon ist die Kraft "des höher weiter schneller". Es ist die Kraft des rücksichtslosen "wachse oder weiche". Diese Kraft ist nicht zu bändigen, solange politische Verantwortliche, die wiederum vom Kapital getrieben, diese Kraft anheizen. Dieser Kraft haben Gerichte, Behörden und schon gar nicht der einfache Mensch mit gesundem Verstand etwas entgegen zu setzen. Seit einiger Zeit sehen wir diesen Prozess der Verursachung, der Nichtaufklärung und des sich Wegduckens (Verantwortungsdiffusion) in ALLEN Industriebereichen.
In der Finanzindustrie: Wirecard (Milliarden weg!), CumEx/CumCum (Milliarden weg!) Verantwortlich? Niemand.
In der Automobilindustrie: Vertuschung Abgasskandal, der letztlich die vorsätzliche Zerstörung der Natur beinhaltet, der weitere Bau von SUVs trotz besseren Wissens. verantwortlich? Aber die Arbeitsplätze!!
In der Chemieindustrie: Kerosinsee Shell, Godorf bei Köln. In der Energieindustrie, egal ob Öl, Kohle, Gas und Wind.
In der Bekleidungsindustrie, in der Fleischindustrie allgemein und wir sehen ihn derzeit auch in der Pharmaindustrie - alles immer in Verbindung mit Politik, Gerichten und Behörden. Und man mag es eigentlich nicht wissen wollen, was jetzt gerade in der Rüstungsindustrie abläuft.
Alle Industrien drehen durch und Politikern, Gerichten, Behörden bleibt wohl nur die Wahl des Abnickens, des blinden Befürwortens und des selbst nicht Verrücktwerdens, wobei sicher das ein oder andere Gehalt tröstlich ist.
Die Industrie gebietet nur Einhalt, wenn sie selbst es will, weil sie merkt, dass nun ein anderer strategischer Schritt zum Selbsterhalt, aber auch zur fortgesetzten Gewinnoptimierung miteinander verknüpft werden muss. So bietet die LFD-Holding derzeit dem Steuerzahler an, innerhalb eines eventuellen Neubaus auf zerstörtem Grund, die eigene Kapazität etwas zu drosseln, also die Tierzahl zu reduzieren, wenn man ihr da mit einer entsprechenden Abwrackprämie entgegen käme. Da hat die Agrarindustrie gut von der Atomindustrie gelernt! Die Industrie erpresst die Welt auf die sie ihre Krebsgeschwüre, vordergründig "für die Menschheit", hintergründig fürs Geldscheffeln platziert hat, in dem sie sich überlebenswichtige, operative Eingriffe zur Naturgesundung vergolden lassen will oder besser MUSS, denn das verdiente Geld ist ... weg? Hut ab vor so viel Dreistigkeit!
Zeit - von A nach B.
Für uns in Alt Tellin und der Umgebung ist nun zum Jahresabschluss B. Vor achteinhalb Monaten brannte es und seitdem wird rumgedruckst, vertuscht, stillgeschwiegen, Verantwortung von sich gewiesen und das allerschlimmste: Es wird nicht richtig daraus gelernt. Anstatt zu begreifen, dass die Massentierhaltung mit ihrem Alt Telliner Fukushima der Agrarindustrie in Deutschland den ultimativen Kipppunkt überschritten hat, dass man TIER-Fabriken weder technisch noch moralisch weiter vertreten kann, dass man damit AUFHÖREN muss, planen Till Backhaus und seine Freunde der "modernen Landwirtschaft" nun den "Stall 4.0" mit dem Produkt "Digi-Schwein".
So funktioniert unser Staat mit seinem unbändigen Fortschrittsglauben und Wachstumsfanatismus. Er funktioniert so, weil Brot & Spiele zum Machterhalt ununterbrochen fortgesetzt werden müssen, egal in welcher Staatsform, ob Diktatur, Monarchie oder Eliten-Demokratie. Die Nebenwirkung Natur-/Menschzerstörung wird billigend in Kauf genommen, das Schauen auf folgende Generationen wird gepredigt, aber eben nur gepredigt. Dass dieser Kurs letztlich allen schadet, ist den Verantwortlichen egal, denn ganz im Sinne der Kirche beginnt ja das wahre Leben erst nach dem Tod. Das mit der Hölle ist allerdings in Vergessenheit geraten.
Achteinhalb Monate Brandursachenaufklärung ist keine. Längst ist klar, die Ursache war ein Feuer. Dieses Feuer ist im neoliberalen Endzeitkapitalismus Teil des BIP. Der Moment des Innehaltens ist überschritten. Von der Politik ist hier nichts mehr in eine WIRKLICH gute Richtung zu erwarten. Die Politik unterliegt dem Irrglauben, dass immer der nächste Trip den fehlerhaften Trip davor verbessern würde. Der nächste Trip, der NEUESTE Trip wird dann anders lackiert, anders genannt, mit neuen Gesichtern verziert und selbstverständlich mit unzähligen "Studien" untermauert, auf dass der Menschheit dann die gleiche Schei* in Grün widerfahre. Nochmal: Egal in welchem Bereich, es ist einfach überall und es ist rasend schnell. Es ist so schnell, dass man dem Orwellschen Neusprech für Handlungen und Begriffe kaum hinterher kommt. Galt 1g letztens noch als Gramm, war G8 schon das hastige Abi, dass heute keiner mehr will, aber auch ein Staatsleutetreffen, so sprach man plötzlich vom 5G Standard im Mobilfunk und nun fahren alle Bahn mit 2G oder 2G+ ? CumEx und CumCum? Was soll das sein? Ist der Finanzskandal so heftig, dass man das in Richtung sprachlos machenden Porno drehen musste? Ein SUV ist ein "Stadtgeländewagen". Echt jetzt? Bitte was soll das sein? Wo ist in der Stadt Gelände? Dann gibt es noch "klimaneutral" damit es gut aussieht oder "sozial schwach" für Menschen mit wenig Geld. Das Jobcenter nennt einen EinEuroJob im Bereich Garten & Landschaftsbau kreativ "Aufwertung von Grünelementen". Die Liste ist mittlerweile ellenlang und wird täglich aktualisiert. Ich wollte mal alle Wortschöpfungen aufschreiben, aber lasse es, weil es eine Sisyphusarbeit ist und mit dem Begriff "Digischwein" im Grunde alles gesagt ist. Mehr geht einfach nicht mehr an Beschwörungspraxis und Verachtung für ein Tier, dass uns mal vor langer zeit die Begriffe Glücksschwein und Schwein gehabt bedeutete. Mit dem Digischwein sind wir endgültig in der Matrix angekommen und feiern die Dystopie als Hochglanzparadies mit mehr Bewegungsfreiheit und dem Bürgermeisterstück - Tri-Tip - Pastorenstück.
Doch Zeit ist nicht nur eine Strecke von A nach B. Zeit gibt es auch als Zyklus. Immer wieder kehrendes, so wie der nächste Frühling für den wir uns gerade warmlaufen, der letztens gerade ab Ende März begann, als die Alt Telliner Tierfabrik abbrannte. Oder die ständig montäglich stattfindenden Mahnwachen, die Montag für Montag, ob in der Sommerhitze oder Winterkälte, ob im hellen oder im dunklen, ob im Regen, bei Sturm, Trockenheit oder bestialischem Gestank vor der Fabrikzufahrt immer wieder und kontinuierlich seit acht Jahren stattfinden. Dazwischen der mittlerweile etablierte Rhythmus der Treffen der Bürgerinitiative und des Aktionskreises Alt Tellin, sich abgleichende und informierende Arbeitsgruppen mit Zoomkonferenzen und Telefonmeetings.
Wir vor Ort sind da und wir werden immer mehr. Die Tricks der Industrien sind durchschaut. Die Zerstörungen durch die Industrien vor der Haustür, sind jeder und jedem bewusst. Wir können das nicht mehr hinnehmen. Wir sind da. Immer und am kommenden Montag sowieso!